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(Ab)Stimmung mit Hassbildern?

Franziska Oehmer-Pedrazzi

Aktualisiert: 11. Nov. 2024

Eine Studie zeigt, welche Merkmale (politische) Hassbilder in der Schweiz aufweisen.

Autor:innen: Franziska Oehmer-Pedrazzi & Stefano Pedrazzi


Der vergangene Wahlkampf in den USA wurde von den Medien als besonders aggresiv charakterisiert: Das Handelsblatt titelte beispielsweise "Hass und Hetze sind im US-Wahlkampf nicht mehr zu stoppen". Doch auch in der Schweiz wird mit Hass Stimmung gemacht. Visueller Hass bspw. in Form von Memes, Fotos oder Karikaturen ist dabei besonders wirkungsvoll. In einem Forschungsprojekt haben wir visuelle Hassbotschaften genauer untersucht. Uns interessierte insbesondere welche Personengruppen häufig Gegenstand von Hassbildern sind oder auf welchen Plattformen Hassbilder verbreitet werden.



Verbreitung nicht nur über soziale Medien

Die Analyse bestätigt die Verbreitung von Hassbildern auf sozialen Netzwerken wie X (früher Twitter) mit 27,1 % und Instagram mit 24,3 %. Allerdings zeigt die Untersuchung, dass Hassbotschaften auch auf Plattformen zirkulieren, die bislang wenig im Fokus standen. Kleinanzeigen- und Handelsplattformen wie Amazon oder tutti.ch, die viele Nutzende erreichen, machen 7 % der analysierten Verbreitungswege aus. Da diese Portale häufig nur begrenzte Melde- und Beschwerdemöglichkeiten bieten, bleibt die Verbreitung von Hassbildern auf ihnen weitgehend unkontrolliert.


Medien als unbeabsichtigte Verstärker von Hassinhalten

Besonders beachtenswert ist die Rolle, die publizistische Medien in der Verbreitung von Hassbildern spielen. In der Untersuchung fanden sich 10 % der analysierten Bilder in journalistischen Beiträgen wieder. Trotz der meist kritischen Diskussionen in den begleitenden Artikeln tragen sie durch das Abbilden von Hassbildern zur verstärkten Reichweite dieser aggressiven Botschaften bei.


Zielgruppen: Nationalität, Geschlecht und politische Einstellungen

Inhaltlich zeigt die Analyse klare Zielgruppen und Themen: Etwa 25 % der untersuchten Hassbilder richten sich gegen Nationalitäten, 21 % gegen bestimmte Geschlechtszugehörigkeiten. Besonders häufig sind Angriffe auf Transgender-Personen, die in 10,5 % der analysierten Darstellungen zum Ziel werden. Auch politische Ansichten, etwa zu Themen wie dem Ukrainekrieg, dem Klimawandel oder der Impfung, bilden wiederkehrende Motive für visuelle Anfeindungen.


Humor und Aggression als Stilmittel

Die untersuchten Hassbilder bedienen sich unterschiedlicher Ausdrucksformen: Rund die Hälfte (50,7 %) nutzt sachliche oder humoristische Ansätze zur Ausgrenzung. Die übrigen 49,3 % zeichnen sich durch einen deutlich aggressiveren Ton aus, wobei 14 % der Bilder sogar strafrechtlich relevante Inhalte enthalten, etwa direkte Aufrufe zur Gewalt oder Morddrohungen. Diese hohe Zahl an extremen Botschaften verdeutlicht die Dringlichkeit, effektive Maßnahmen gegen die Verbreitung solcher Inhalte zu entwickeln.


Beteiligung politischer Akteure

Die Analyse offenbart zudem, dass nicht nur Einzelpersonen oder kleinere Gruppen hinter der Verbreitung von Hassbildern stehen, sondern auch größere Organisationen und Parteien. Parteien, eigentlich zentrale Institutionen der Demokratie, nutzen Hassbilder teilweise, um politische Gegner:innen zu diskreditieren.



 

Empfehlungen für die Bekämpfung von Hassbildern

Auf der Basis der Studienergebnisse hat das Forscherteam Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung von Hass im Netz formuliert:

  • Die Studie zeigt, dass staatliche Maßnahmen, die sich ausschließlich auf große Kommunikationsplattformen wie X oder Instagram konzentrieren, nicht ausreichen. Plattformen mit geringerer Nutzung, aber mit bedeutendem Einfluss auf nationalem Level, wie beispielsweise Kleinanzeigenportale, werden bisher vernachlässigt.

  • Zusätzlich wird deutlich, dass publizistische Medien eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung von Hassbildern spielen. Obwohl sie diese oft kritisieren, tragen sie dennoch durch ihre Reichweite zur weiteren Verbreitung bei. Eine verstärkte Selbstreflexion in den Redaktionen sowie Sensibilisierungsmaßnahmen durch Branchenverbände sind daher dringend erforderlich.

  • Des Weiteren zeigt die Studie, dass politische Akteure wie Parteien und Politiker:innen Hassbilder nutzen, um politische Gegner zu diskreditieren. Hier muss über die Einführung von Standards für die Parteienkommunikation nachgedacht werden, ähnlich den Regelungen einiger Schweizer Parteien für die Verwendung von KI im Wahlkampf.


Das Projekt wurde vom BAKOM gefördert.


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