KI im Schweizer Journalismus: Nutzung, Qualität und offene Fragen
- Franziska Oehmer-Pedrazzi
- 24. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Autorin: Franziska Oehmer-Pedrazzi

Eine Veranstaltung am 23. September 2025 an der ZHAW brachte Wissenschaft und journalistische Praxis zusammen, um der Frage nachzugehen, wie Künstliche Intelligenz den Schweizer Journalismus verändert. Im Mittelpunkt standen Erkenntnisse der Studie "Einsatz und Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz im Journalismus" sowie eine kritische Diskussion über Chancen und Risiken.
Studie zeigt breite Nutzung von KI
Den Auftakt bildete die Vorstellung der ersten repräsentativen Befragung zur Nutzung von KI durch Schweizer Journalist:innen. Die Erhebung wurde vom Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit dem IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW durchgeführt. Zwischen April und Juli 2025 wurden 730 Medienschaffende aus allen Sprachregionen befragt. Die von Silke Fürst (fög | UZH) präsentierten Ergebnisse zeigen deutlich: KI ist in Schweizer Redaktionen angekommen. 86,7% der Befragten nutzen entsprechende Tools, 17,1% davon intensiv.
Gleichzeitig zeigt sich Zurückhaltung in kleineren Redaktionen und bei älteren Kolleg:innen. KI wird vor allem unterstützend eingesetzt – etwa für Transkriptionen, Textoptimierungen und Titelvorschläge. Vollständig KI-generierte Inhalte bleiben die Ausnahme.
Die Einschätzungen zu den Qualitätsfolgen sind gemischt: Rund ein Drittel der Befragten sieht eine Verbesserung ihrer Beiträge durch den Einsatz von KI, während 38% keinen Effekt feststellen. 18% geben jedoch an, nicht genug Zeit für eine gründliche Überprüfung der KI-Ergebnisse zu haben. Zudem berichten 15,1% von Fehlern, die durch KI in ihre Berichterstattung gelangten.
Effizienz-Illusion der KI
Auch in der anschliessenden Diskussion wurde deutlich, dass KI die Arbeitsweise von Journalist:innen verändert. Julian Schmidli (SRF Data) hob hervor, dass KI insbesondere bei der Durchsicht grosser Datenmengen, der Suche nach Zitaten und der Analyse von Kleingedrucktem in Geschäftsberichten oder auf Webseiten erhebliche Erleichterungen bietet – auch für investigative Recherchen.
Reto Vogt (MAZ) ergänzte, dass KI journalistische Texte – unter anderem durch einen erweiterten Wortschatz – verbessern kann. Damit dies gelingt, seien umfassende Aus- und Weiterbildungsmassnahmen erforderlich, in die Verlage investieren müssen, um Wissen über den sinnvollen Einsatz von KI zu vermitteln.
Zugleich warnte Vogt davor, dass die Vorstellung einer massiven Effizienzsteigerung durch KI eine Illusion sei: „Die Zeit, die wir bei der Recherche sparen, müssen wir ins Fact-Checking investieren.“ Qualitätskontrolle sei daher keine Option, sondern Grundbedingung für den KI-Einsatz. Silke Fürst (fög | UZH) betonte zudem, dass angesichts prekärer Arbeitsbedingungen und Ressourcenmangels in vielen Redaktionen häufig an dieser Kontrolle gespart werde. Olivia Ruffiner (Ringier) berichtete, dass insbesondere jüngere Journalist:innen ChatGPT auch nutzen, um Feedback einzuholen – teilweise sogar als Ersatz für fehlendes Mentoring innerhalb der Redaktion.
Transparenz als Voraussetzung für Vertrauen
Besonders wichtig war auch die Frage der Offenlegung: Soll die Nutzung von KI kenntlich gemacht werden – und wenn ja, wie? Alle Diskutant:innen waren sich einig: Die Leser:innen müssen nachvollziehen können, wie Inhalte entstehen. Eine Co-Autor:innenschaft von KI und Mensch sei hier nicht ausreichend, da der tatsächliche Anteil am Beitrag dadurch nicht deutlich werde.
Silke Fürst ergänzte, dass ein reines Label nicht genüge, sondern eine aktive Kommunikation durch die Medienhäuser und Verlage nötig sei, die den Mehrwert von KI für Rezipient:innen transparent mache. Nur so könne einem Vertrauensverlust durch KI-Nutzung im Journalismus begegnet werden.
Ausblick: Der Journalismus von morgen
Zum Schluss stand die Frage im Raum, wie sich das Berufsbild langfristig verändern wird, wenn KI viele Arbeitsschritte im Journalismus schnell und effizient, aber auch fehlerhaft ausführt oder erleichtert. Franziska Meister (WOZ) brachte die Bedenken vieler Kolleg:innen hierzu auf den Punkt: „Ich will nicht nur Faktencheckerin sein.“
Weiterer Informationen zur Studie: https://www.foeg.uzh.ch/dam/jcr:12b5777c-883b-40c1-88ab-3d900fea5e83/JB_2025_Studie_KI_Journalismus_final.pdf
Fragebogen zur Studie: https://www.foeg.uzh.ch/dam/jcr:6c13850b-a69d-4b1d-b2d6-8ac70ee2b0a5/F%C3%BCrst%20et%20al._Fragebogen%20zur%20Studie.pdf
Transparenz zum Einsatz von KI für diesen Beitrag:
Der Text wurde durch ChatGPT Korrektur gelesen. Zudem wurden Vorschläge für einzelne Formulierungen von Chat GPT übernommen.
Mithilfe von Perplexity wurde die Illustration erstellt. Grundlage hierfür war ein Foto - aufgenommen am Anlass.
Kommentare